…der Umgang mit Giftpflanzen ist reine Erziehungssache…
… Kinder müssen lernen und Risiken gehören nun mal dazu …
… die Giftpflanzen in der Nachbarschaft kann ich schließlich auch nicht verbieten…
… als wir Kinder waren, sind wir auch nicht daran gestorben …
Das sind alles Aussagen, denen bei vernünftigem, aufgeklärtem Umgang mit Giftpflanzen bzw. deren Verwendung sicherlich zugestimmt werden kann.
Dennoch können diese Aussagen keine Leitschnur für den Pflanzenverwender sein, der im Rahmen der Fachgerechtigkeit einer Bepflanzungsplanung selbstverständlich auch für die gesundheitlich sichere Verwendung von Pflanzen verantwortlich ist. Und – heutzutage fast zwangsläufig – im Handumdrehen im Kritikfeuer besorgter Eltern steht und im Vergiftungsfall womöglich mit Haftungsansprüchen konfrontiert wird !
Vor längerer Zeit erreichte uns der Hilferuf einer Mutter, deren 3-jähriger Sohn Beeren wie auf nachstehend linkem Bild zu sehen verzehrt hatte:
Giftig oder nicht ? Musste sich die Mutter Sorgen machen, nachdem ihr Sohn einige der auf dem linken Bild abgebildeten Beeren verspeist hatte ? Wie sähe die Sache aus, wären es statt dessen Beeren auf dem rechten Bild gewesen ? Fotos: Zoonar/ Himmelhuber (2)
Auflösung: Bei den Früchten auf dem linken Bild handelt es sich um die Früchte von Mahonia aquifolium aus der Gattung der Berberitzen, deren meiste Pflanzenteile schwach giftig sind, da sie Alkaloide enthalten – aber: Die Beeren sind roh zumindest in überschaubaren Mengen genossen nicht schädlich. Die Mahonie ist übrigens die ‚Staatsblume‘ des US-Bundesstaates Oregon und wird auch ‚Oregon Grape‘ genannt. Die ‚Grapes‘ werden dort nicht nur für Marmeladen, sondern sogar für Rotwein verwendet.
Bei den Früchten auf dem rechten Bild handelt es sich um Heidelbeeren (Vaccinium), auch bekannt als Blaubeeren - sehr schmackhaft ! Erst bei eimerweisem Konsum könnten sich Bauchschmerzen einstellen ...
Aus eigener Planungspraxis kann ich feststellen: Die ‚Besorgtheit‘ von Eltern kennt in Sachen Giftpflanzen und Kinder in vielen Fällen kaum Grenzen.
Da hilft verantwortlichen Planern im Fall der Fälle auch nicht der gelassene oder anekdotische Umgang anderer Fachleute mit dem Thema Giftpflanzen : ‚Ich kenne Kindergärten, in denen große Eiben stehen, und da funktioniert es wunderbar‘, Zitat Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin Ute Eckardt, Leiterin des AK Spielen in der Stadt bei der GALK.
Man muss es aus planerischer Sicht einmal so sagen: Schlechte Erfahrungen mit Giftpflanzen sammeln Kinder heutzutage (leider) besser außerhalb von Spielplätzen und geplanten Aufenthaltsbereichen.
Folgender Ausschnitt aus einer Diskussion auf der Seite schnullerfamilie.de (Rubrik "Lebenshilfe, Rat und Trost") verdeutlicht das Spannungsfeld:
Userin A.
"Naja der Strauch ist nicht giftig aber die Beeren. Er steht vor unserer Terrasse und wirft im Sommer seine ganzen giftigen Beeren auf unseren Rasen. Letztes Jahr wo wir eingezogen sind hieß es laut Hausverwaltung er wäre nicht giftig. Nun hat mein Nachbar rausgefunden er ist giftig :shock:
Da ich letztes Jahr schon wahnsinnig aufgepasst habe, dass Dominic keine isst (…) kann ich dieses Jahr nicht mehr so drauf achten. Die sind schnell im Mund verschwunden. Aber nun zu meiner Frage: Muss die Hausverwaltung den Strauch entfernen lassen ? Die können doch nicht einfach giftige Sträucher pflanzen und dann Familien mit Kindern in Ihre Gartenwohnungen einziehen lassen. Am liebsten würde ich das Ding bei Nacht und Nebel entfernen :shock: Ich hoffe es weiß einer von Euch Rat."
Userin B.
"Hi, um welchen Strauch handelt es sich denn? Vielleicht kannst Du mal, wenn Du den Namen nicht weißt, ein Bild davon machen... Dann kann ich Dir ggf. div. Tipps geben. (…)"
(...)
Userin A.
"NEIN NEIN keine weißen...ROTE Beeren ... Meine Freundin hatte letztes Jahr schon in ein Pflanzenbuch geschaut und meinte auch dass alle Büsche mit roten Beeren giftig sind.. Ist schon der Strauch gewesen… Wahrscheinlich sollte ich ihn doch eingehen lassen.. :-D"
Userin B.
"(…) Na, ganz so pauschalieren kann man das nicht - schließlich wachsen z.B. Johannisbeeren auch an Büschen - und die kann man essen.... (...) Vorhin schriebst Du von blauen Beeren (in Deiner 3. Antwort) - also sind die Früchte erst rot und dann blau?"
Userin A.
"Naja ich schwanke zwischen rot und blau... :-D Ich sollte vielleicht mal die Verbraucherzentrale anrufen. Vielleicht wissen die ja was ich tun kann. Hat jemand die Nummer?"
Moderatorin A.
"(...) Es gibt solche Sträucher mit blauen und auch roten Beeren. Aber (...) zu deiner Beruhigung, Beeren an Sträuchern sind zwar giftig, lebensgefährlich werden sie erst, wenn man sie kiloweise isst. Beim Verzehr einiger Beeren wird einem schlecht und kübelt sie wieder raus. Schmecken tun sie auch nicht, da sie sehr bitter sind, deshalb probieren Kinder sie höchstens einmal. Weil es nicht schmeckt, lassen Kinder auch schnell die Finger davon. Aber interessieren würde mich schon, was das für ein Gewächs ist."
(…)
Userin C.
"Ich habe auch so einen Fall bei uns auf einem Kinderspielplatz, wo ich die Stadt schon 2x gebeten habe, den zu entfernen, da es sich um einen Gemeinen Schneeball handelt, der auch leichte Vergiftungserscheinungen beim Verzehr hervorruft. Es sind einige Sträucher!
ES HAT :-? SICH NIX GETAN!!!
Mangels Zeit und :-? Energie meinerseits habe ich noch nichts weiter in die Wege geleitet. Doch es macht mich immer noch sehr sauer, dass da NIX passiert. Ich überlege, nochmal anzurufen mit :shock: einem ULTIMATUM, um es dann an die Presse weiterzuleiten!"
(…)
Userin D.
"(…) Und es gibt eine Menge anderer, hochgiftiger Sträucher, Bäume und Stauden - Goldregen, Tollkirsche und Kirschlorbeer als Beispiele. Es ist schon richtig, sich um die Pflanzen in Garten, Park und an Spielplätzen Gedanken zu machen!"
Userin B.
"(…) Aber ich halte es für noch wichtiger, Kinder mit diesem Gedanken zu erziehen. Die lieben Kleinen lernen extrem schnell was sie dürfen und was nicht. Und solange sie das nicht wissen, sollten sie eh aufgrund des Alters nicht ohne Aufsicht in den Garten, auf den Spielplatz oder sonstwo hin (meine Meinung). (…)
Ganz klar, die Eltern müssen sich schlau machen, vielleicht erwarte ich in dieser Beziehung von Eltern ab und zu einfach zu viel :-D . Daran, daß man sich vielleicht nicht auskennt, habe ich gar nicht gedacht."
P.S. bei dem fraglichen Gehölz handelte es sich übrigens lt. nachgereichter Fotos um Kolkwitzia amabilis (Kolkwitzia, Permuttblumenstrauch),
ungiftig.
Spielbereiche bepflanzen
Vorbeugen ist besser als heilen - planerisch wichtig ist dabei das Wissen um kindersichere und kinderfreundliche Pflanzen für Spiel- und Aufenthalts- bereiche. Wir geben eine Übersicht über das Thema Giftpflanzen und stellen Pflanzen mit einer Positivliste vor.
Henning Stoldt Landschaftsarchitekt
Expositionen mit Pflanzenteilen sind eine häufige Ursache von Anrufen bei Giftnotrufen bzw. Giftinformationszentren. Am häufigsten betroffen sind Kleinkinder bis zu einem Alter von etwa 2 Jahren, die in ihrem Entdeckungsdrang Pflanzenteile in den Mund stecken. Die am häufigsten ‚verzehrten‘ Pflanzenteile sind attraktiv aussehende Beeren – damit gelten Pflanzenarten, die giftige Beeren tragen, als die am häufigsten nachgefragten Pflanzen.
Dabei werden auch schlecht schmeckende Dinge probiert – denn der Geschmacksinn von Kleinkindern ist noch nicht so gut ausgeprägt wie der von Erwachsenen.
Um zunächst einmal die Größenordnung der Bedrohung durch Pflanzengifte einzuordnen:
Hauptgefahrenquelle für Vergiftungen bei Kindern sind übrigens Arzneimittel, es folgen Chemikalien und auf dem dritten Platz die Gruppe der Pflanzen, Tiere und Pilze (Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/
ausgabe-342015/arzneimittel-haeufigster-grund/)
Bei auftretenden Vergiftungserscheinungen oder befürchteten Vergiftungen gehören Kinder in ärztliche Behandlung. Eltern sollten die Auskünfte der GIZ genau notieren und sofort Kinderarzt oder (Kinder-)klinik aufsuchen. Unbedingt hilfreich ist, die mutmaßliche Giftquelle, wie Pflanzenreste, sicherzustellen, so dass Ärzte die giftigen Stoffe leichter identifizieren und damit eine mögliche Vergiftung beurteilen können.
Gesetzlich wird eine Nicht-Verwendung von Giftpflanzen in einer im Jahr 2000 im Bundesanzeiger veröffentlichen Liste des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit behandelt (offizielle Liste giftiger Pflanzen, Bundesanzeiger vom 06.05.2000, Jahrgang 52, Nr. 86, S. 8517).
Diese Liste ist hier verlinkt auf den Seiten des Giftinformationszentrums Nord (GIZ Nord).
Gut zu wissen: Diese Liste enthält ausschließlich solche Pflanzenarten, schon in geringer Menge aufgenommene Pflanzenteilemittelschwere bis schwere Vergiftungen verursachen können.
Diese Liste beinhaltet keine Pflanzen, bei denen erst bei Aufnahme großer Mengen Pflanzenmaterials Beschwerden auftreten (können).
Und, ganz wichtig: Die Anpflanzung der in der Liste des BMU genannten Giftpflanzen ist nicht verboten – es wird allerdings davor gewarnt, Pflanzen dieser Liste an Orte anzupflanzen, die Kindern als Aufenthalts- oder Spielort dienen. Somit kann diese Liste als eine wichtige argumentative Grundlage für Pflanzplanungen dienen.
Im Jahr 2019 wurde im Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz - eine Studie unter dem Titel 'Akzidentelle Vergiftungen mit Gartenpflanzen und Pflanzen in der freien Natur' basierend auf den Daten von zwei Giftinformationszentren veröffentlicht.
Die von den GIZ über einen Zeitraum von 16 Jahren gesammelten rd. 42.000 dokumentierten Fälle von aufgenommenen Pflanzenteilen umfassen 227 verschiedene Pflanzenarten mit folgenden Auswirkungen:
Bei diesen drei schweren Fällen waren ausschließlich Erwachsene betroffen, die etwas verwechselt hatten und dadurch größere Mengen
Sehr interessant:
Nur 26 Pflanzen waren für 70 % aller unbeabsichtigten Expositionen verantwortlich - und lediglich 8 dieser Pflanzen führten zu mindestens mittelschweren Symptomen. Bei diesen Pflanzen handelt es sich um
91 % der Betroffenen waren Kinder, das Durchschnittsalter lag bei zwei Jahren. Die Pflanzenteile wurden zu 98 % über den Mund aufgenommen und es handelte sich überwiegend um Früchte (60 %).
(Quelle: Hermanns-Clausen, M., Koch, I., Pietsch, J. et al. Akzidentelle Vergiftungen mit Gartenpflanzen und Pflanzen in der freien Natur. Bundesgesundheitsbl 62, 73–83 (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-018-2853-5)
Doch es gibt auch Pflanzen, deren Anpflanzung an und auf Spielplätzen gänzlich verboten ist. Und diese Norm sollte vom Planer räumlich gesehen ruhig großzügig auch bei Bepflanzungsaufgaben beachtet werden, bei denen es sich um Flächen handelt, die sich teilweise oder zeitweise (auch informell) zum Spielen eignen. Dazu zählen Aufenthaltsorte wie Schulhöfe, Außenanlagen von Freizeiteinrichtungen und auch das Wohnumfeld.
Geregelt wird dieses Verbot in der Spielplatznorm DIN 18034 (Spielplätze und Freiräume zum Spielen – Anforderungen für Planung, Bau und Betrieb). Danach dürfen folgende vier Pflanzenarten nicht gepflanzt werden:
Die vier Giftpflanzenklassiker und nach DIN 18034 zur Pflanzung auf Spielplätzen verbotenen Gehölze im Bild: (1) Ilex aquifolium (2) und (3) Daphne mezereum in Blüte und mit roten Früchten (4) und (5) Euonymus europaeus in Blüte und mit Früchten (6) Laburnum anagyroides mit Blüte und Fruchtschoten (Fotos 2, 4 bis 6: Zoonar/ Himmelhuber; Foto 3 Zoonar/ Frank Hecker)
Eibe, Robinie oder Thuja ?
In der DIN – Fehlanzeige.
Zuständig für die Kontrolle von öffentlichen Spielplätzen sind die kommunalen Gartenämter. Bei einer Untersuchung von 22 Spielplätzen in Bayern und Baden-Württemberg im Jahr 2002 wurden unterschiedliche, als giftig bis sehr giftig geltende Pflanzenarten unmittelbar auf Spielplätzen entdeckt.
Im Deutschlandfunk vom 24.04.2003 wird Dieter Müller zitiert, ehemaliger Leiter des Würzburger Gartenamtes. Müller lässt die in der Untersuchung genannten Giftpflanzen wie Eiben und Robinien von städtischen Spielplätzen in Würzburg entfernen. Von einer Verschärfung der bestehenden Richtlinien hält er jedoch wenig:
"Aus meiner Sicht meine ich, dass dieser Hinweis in der DIN-Norm 18034 ausreichend ist. Auch der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau ist der Meinung, dass man die Artenvielfalt auf den Spielplätzen erhalten sollte, für ihn ist die Pflanze auf dem Spielplatz ein wesentliches Gestaltungselement. Und die Kinder sollen auch mit der Pflanze aufwachsen, man muss aber im Kleinkindbereich auf diese Pflanzen schon achten. Es gibt ja z.B. diesen Riesenbärenklau, wenn der am Spielplatz stehen würde, der darf keine fünf Minuten dort stehen, der muss dann sofort entfernt werden. Ich meine, dass einfach auch die Pädagogik nicht außen vor bleiben darf, weil das Umgehen mit einer Pflanze, dass sie auch mal stachelt, dass sie sticht, dass man sich dran brennen kann wie an der Brennessel, das sind einfach auch Lebenserfahrungen für ein Kind. Und darum meine ich, gehören solche Lebenserfahrungen ganz einfach dazu."
Viele beliebte und weitverbreitete (Zier-)Pflanzen in unserer Umgebung sind giftig. Die WELT hat 2011 die ‚Zehn giftigsten Pflanzen aus deutschen Gärten‘ veröffentlicht:
Diese Pflanzen werden genannt (giftige Pflanzenteile von uns nach Giftpflanzenliste GIZ-Nord ergänzt)
Wer nachzählt, kommt nun sogar auf 13 Pflanzen – wobei wir vermuten, dass weder Bilsenkraut noch Tollkirschen und Wunderbaum in nennenswert vielen Gärten anzutreffen sind.
Dafür fehlen in dieser Aufstellung aus unserer Sicht weitere wichtige und verbreitete giftige bis sehr giftige Gartenpflanzen wie
Zahlreiche weitere bekannte und weit verbreitete Gehölze und krautige Pflanzen bzw. Teile dieser Pflanzen sind zumindest schwach giftig.
Schön, giftig, weitverbreit: Diese Pflanzen sind typische Gartenpflanzen:
Bitte führen Sie sich einmal vor Augen:
In Mitteleuropa gibt es ungefähr 2500 einheimische Blütenpflanzen. Hinzu kommen hunderte Arten fremdländischer Pflanzen. Niemand kennt alle Wirkungen aller Pflanzenteile dieser Pflanzen. Außerdem wirken Pflanzengifte nicht gleich und die Giftigkeit bestimmter Pflanzen schwankt je nach Standort. Es ist ein Unterschied, ob auf nüchternen oder gefüllten Magen gegessen wird.
Selbst in der Fachliteratur finden sich widersprüchliche Angaben zu bestimmten Arten. Giftpflanzenlisten können auch insofern bedenklich sein, weil sie den Eindruck erwecken, nicht aufgeführte Pflanzen seien harmlos. So findet sich der sehr giftige Ilex aquifolium in jeder Liste – was aber ist mit allen anderen Ilex wie I. crenata, deren Sorten derzeit stark als Buchsbaumersatz (Buchsbaum = auch giftig) beworben werden ? Ja, leider gilt auch für andere Ilex-Arten: sehr giftig !
Es gibt daher nur einen Weg, Kinder vor Pflanzenvergiftungen zu schützen: Kinder müssen lernen, nichts zu essen, was sie nicht kennen – egal, wie verlockend Pflanzenteile auch aussehen mögen ! Dieses Verbot sollte auch in der eigenen Wohnung gelten, denn auch dort wachsen zahlreiche teils sehr giftige Zimmerpflanzen (Weihnachtsstern, Amaryllis, Gummibaum…). Was folgt daraus ? Vor allem Kleinkinder müssen überall und entsprechend ihren Fähigkeiten betreut und begleitet werden.
Pflanzen können für ein kindgerechtes Spielumfeld vielfältige Spielanreize, Lernerfahrungen und natürlich motorische Herausforderungen bieten. Dabei gilt ganz allgemein: Vielfalt und Gegensätze machen einen Spielraum schön und attraktiv. Für eine Bepflanzung kann das bedeuten: Auf engem Raum wachsen zahlreiche Pflanzen unterschiedlicher Wuchshöhen mit abwechslungsreicher Silhouette, zahlreichen Blütenformen, - farben und -größen. Neben strenger gemähten Rasenflächen können v.a. an den Rändern artenreichere (... und als Schattenseite leider uch zeckenreichere) Wiesenflächen wachsen.
Eine Gliederung im Sinne einer Raumbildung von Flächen bei gleichzeitiger Verbindung der Räume (Raumabfolge) bilden eine attraktive Spielfläche – unterschiedliche Lebensräume sind dabei zu einem Ganzen verbunden. Vor allem einheimische Gehölze bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten für Spiellandschaften – und tragen so obendrein dem Gedanken einer insektenfreundlichen Freiraumgestaltung Rechnung.
Beispielhafte Gestaltung eines Kinderspielbereiches mit unterschiedlichen, miteinander verbundenen Spielräumen (Robinsonclub Fleesensee, Göhren-Lebbin, Fläche ca. 1.200 qm, Planung: BSF Bendfeldt Schröder Franke Landschaftarchitekten, Kiel) mittels Bepflanzung und Geländemodellierungen | Verwendete Gehölze: Acer plataniodes (Spitz-Ahorn), Salix alba/ S. alba ‘Liempde‘ (Silber-Weide als austriebsfähige Weidenstangen), Corylus avellana (Haselnuss), Sambucus nigra (Holunder), Cornus sanguinea (Roter Hartriegel), Rubus fruticosus als Brombeerhecken (dornenlose Sorte ‘Thornless Evergreen‘), Salix cinerea (Asch-Weide), Salix purpurea (Purpur-Weide), Salix purpurea ‘Nana‘ (Kugel-Purpur-Weide), Salix x smithiana (Kübler-Weide)
Gehölze, die interessant sein, bespielt oder zur Raumbildung und Gliederung einer Fläche verwendet werden sollen, können bzw. müssen in der Kombination zu einer Bepflanzung passende Eigenschaften mitbringen:
Bespielbarkeit lässt sich natürlich auch durch eine ganz andere Art der 'Gehölzverwendung' erzielen - was vor allem für große und geeignete Gehölze gilt: Nämlich die Nutzung als Fundament für ein Baumhaus.
Eine schöne und ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung hat Max Karänke ('Immobilienökonom mit Leidenschaft fürs Bloggen') aus seiner Seite karaenke.com/blog in diesem Blogbeitrag zusammengestellt.
Größere Spielplätze lassen sich in unterschiedliche Zonen aufteilen:
Die Kernzone beinhaltet den unmittelbaren Spielbereich, in dem sich beispielsweise Sandspiel und Spielgeräte befinden. Mit Stacheln oder Dornen bewehrte Gehölze gehören hier nicht hin. Auch ausgesprochene Insektenmagneten sollten in dieser Zone nicht unbedingt verwendet werden.
Ungiftig, aber im Zweifel bei Kontakt schmerzhaft und daher eher nicht für den Kernbereich von Spielplätzen geeignet: Die Kartoffelrose Rosa rugosa mit ihren Stacheln (Bild links) und die reichlich bedornte Zierquitte (Chaenomeles) - es gibt auch dornenfreie Sorten
An diese Kernzone kann sich die Randzone anschließen. In dieser Zone finden sich typischerweise Sitzbänke und Erschließungswege. Auch dieser Bereich wird i.d.R. für Bewegungsspiele genutzt und kann bei der Bepflanzung ähnlich wie die Kernzone behandelt werden – auf Blütensträucher brauch hier i.d.R. aber nicht verzichtet zu werden.
Ein Spielplatz ist idealerweise von einer Schutzzone umgeben, die die Fläche nach außen abschirmt (Raumbildung, Wind- und Sonnenschutz, Schutz vor Verkehr und Zugangskontrolle). Bedornte Gehölzarten lassen sich in dieser Zone durchaus einsetzen, können sie auch das Eindringen von Hunden verhindern und unkontrolliertes Verlassen des Spielplatzes von Kindern verhindern und so als Schutz vor den Gefahren des Straßenverkehrs dienen.
Für Bepflanzungsaufgaben in Spiel- und Aufenthaltsbereichen von Kindern lässt sich zur Vereinfachung eine Positivliste ungiftiger Pflanzen verwenden – wir erinnern an die einleitenden Worte zum Komplex Giftpflanzen, Risiko und Haftung.
Auch in der sehr bekannten DGUV-Broschüre „Beschauen, nicht kauen !“ findet sich eine solche Positivliste. Überschrieben ist die Pflanzenzusammenstellung mit ‚Einige ungiftige Ziersträucher zur kinderfreundlichen Bepflanzung von Gärten und Anlagen geeignet‘. Dort sind unter den 20 Pflanzenarten auch Vorschläge aufgelistet wie
Eine ‚kinderfreundliche‘ Bepflanzung zumindest mit diesen drei Beispielen fußt wohl auf fehlender Praxiserfahrung in der Pflanzenverwendung. Wer jemals in ein Rosa-rugosa-Gebüsch oder eine Chaenomeles-Fläche ‚tauchen‘ musste, um einen Ball zurückzuholen, der wurde sicherlich nicht vergiftet, aber hat sich ausgesprochen schmerzhafte Erinnerungen an die Stacheln (Rose) bzw. die Dornen (Scheinquitte) abgeholt (s.o. zum Thema Dornen und Stacheln). Und ob wohl den Roten Fächer-Ahorn in Kinderspielbereichen ein langes Leben erwartet ?
Wir haben eine Pflanzenauswahl zusammengestellt, die im engeren Sinne kinderfreundlich ist, weil die Pflanzen
Aus dieser Pflanzenauswahl lassen sich auch ästhetisch attraktive ungiftige Pflanzenbilder gestalten.
Untergliedert ist die Liste in Bäume, Hecken, Sträucher und Gräser/ Stauden, aus denen sich eine komplette und vor allem auch für kleinere Krippenkinder sichere Spielgartenlandschaft entwickeln lässt - als Anregung einer Pflanzenauswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Veröffentlicht wird diese Liste von uns unter jeglichem Haftungsausschluss.
Gehölze in Form von Bäumen, Hecken und Büschen können als Schattenspender und Windschutz dienen. Sie verbessern das Kleinklima, indem sie Staub binden und durch Verdunstung Temperaturen senken. Sie können auch Tiere wie Vögel und Insekten anlocken, die wiederum Naturbeobachtungen ermöglichen.
Auswahl Bäume
Bäume bieten neben ihren Funktionen Raumbildung und Gliederung und ihrer allgemeinen Wohlfahrtswirkung vielfältige Spielanreize
Auswahl Sträucher
Ob als frühe Insektenweide wie die Kornelkirsche, Blütenstrauch wie Felsenbirne und Forsythie oder 'Stöcker'-und Nußlieferant wie Haselnußsträucher - kinderfreundliche Gehölze können auf vielfältige Weise kombiniert werden
Im Grunde genommen ist eine durchdachte Bepflanzung von Spielbereichen ohne die vielfältig verwendbaren Weiden undenkbar: Außerordentlich ausschlagfähig, vielfältig einsetzbar vom Baum bis zum Weidentunnel - und als erstklassige Flitzebögen ...
Auch in Spielbereichen muss nicht auf Blühaspekte verzichtet werden - ob als freiwachsende Blütenstrauchhecken oder in Gruppen - nur im Kernbereich sollten womöglich nicht zu viele Insekten angelockt werden |
1: Spiraea x cinerea 'Grefsheim' | 2: Weigela florida 'Purpurea' | 3: Spiraea x arguta (blüht etwa 10-14 Tage nach 'Grefsheim') | 4: Philadelphus coronarius | 5: Spiraea betulifolia 'Tor' | 6: Kolkwitzia amabilis
1: zu kinderspielfreundlichen Pflanzen, die nicht sofort in den Sinn kommen, zählt Sorbaria sorbifolia, die Fiederspiere - früher Austrieb, Ausläufer- und Dschungelbildung machen den Reiz aus | 2: auch ziemlich unverwüstlich: Acer ginnala, der Feuer-Ahorn - verträgt auch Radikalrückschnitte | 3: Sambucus nigra, der Schwarze Holunder, ist der Holunder, der die Fliederbeeren wachsen lässt - bitte nicht verwechseln mit S. racemosa (giftig) | 4: auch rotlaubige Haselnüsse sind ungiftig | 5: Früchte von Zieräpfeln schmecken sicherlich nicht wie ein Elstar, giftig sind sie aber nicht
Welche Beeren in den Mund gehören und welche besser nicht, das ist eine Sache der Naturerziehung - diese Beeren können unbedenklich genossen werden: 1: Rote Johannisbeere | 2: Fliederbeeren (S. nigra) | 3: Felsenbirnen (Amelanchier) | 4: Apfelbeeren (Aronia) | 5: Walderdbeeren (Fragaria vesca) | 6: Brombeeren
Auwahl Heckengehölze für schmale Formschnitthecken:
Gut geeignet für Schnitthecken und nicht giftig: oben - Fagus sylvatica (Rot-Buche) mit typischem kupfrigem Herbstlaub, dass meist über den Winter haften bleibt und als 'immergrün-light' gelten kann (die schwach giftigen Bucheckern werden bei geschnittenen Hecken nicht angesetzt); unten: Acer campestre (Feld-Ahorn)
Ein Wort zum Thema Hecken und Sicherheit: Zur Sicherstellung der Erfüllung von Aufsichtspflichten besteht bei öffentlichen und privaten Spielräumen (Außengelände von Kindergärten/ Kindertagesstätten, Schulhöfen, Spielplätzen) die Erfordernis nach guter Einsehbarkeit.
Insbesondere bei öffentlichen Spielplätzen sollten nur an wenigen Orten nicht einsehbare Bereiche entstehen. Um trotzdem raumbildend gestalten zu können, lassen sich Bereich auch durch Geländemodellierungen und eher transparente (niedrige) Sträucher und/ oder Gräser gestalten. Auch durch Bäume mit beispielsweise schirmförmigem Habitus lassen sich Räume bilden.
Pflanzenteile zahlreicher immergrüner Laub- und Nadelgehölze sind mehr oder weniger giftig. Dazu zählen auch die hierzulande beliebtesten und weitverbreiteten immergrünen Heckengehölzarten:
Auch die (als Heckenpflanzen ohnehin nicht empfehlenswerten) Chamaecyparis (Scheinzypresse) und Rhododendron sind in allen Teilen giftig.
Der Grad der Giftigkeit von Berberis (Berberitze) und Pyracantha (Feuerdorn) ist zumindest umstritten – wie auch für Crataegus sollte aber bei der Verwendung auf Spiel- und Aufenthaltsbereichen gelten, Gehölzarten mit starker Bedornung zumindest in Kern- und Randzonen zu vermeiden.
Pauschal gesprochen: Immergrüne Heckengehölzarten sollten nicht auf Kinderspielbereichen verwendet werden. Als eine mögliche Alternative dazu bieten sich horstig wachsende Fargesia-Sorten aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) an. Diese eignen sich als mittelhohe bis hohe immergrüne Hecken bzw. als Sichtschutz für sonnige bis halbschattige (schattige) Standorte.
Bei Fargesia-Sorten wachsen neue Halme aus einer unterirdischen Knospe, so dass eng aneinanderstehende Halme entstehen (pachymorphe Rhizome). Im Unterschied zu anderen Bambus-Arten wie Phyllostachys, die sich über sog. leptomorphe Rhizome/ lange Wurzelausläufer verbreiten und außerordentlich lästig werden können, bleiben Fargesia horstig und bilden keine Ausläufer. Eine Rhizomsperre wie bei Phyllostachys ist bei Fargesia daher entbehrlich. Als ‚Dschungelpflanzen‘ bleiben Phyllostachys aber erste Wahl !
Die Sortenwahl bestimmt den Pflanzabstand und die erforderliche Flächengröße – auch bei der Pflanzung einer Bambushecke sind Grenzbstände (Nachbarschaftsrecht) zu beachten.
In unserer Pflanzenliste ungiftiger Pflanzen für Spiel- und Aufenthaltsbereiche sind drei Sorten in drei Wuchshöhen exemplarisch aufgelistet. Im Handel sind Bambus unter zahlreichen Sortenbezeichnungen erhältlich, die teilweise nur Handelsnamen sind. Lassen Sie sich von uns beraten, welche Sorten verfügbar und für Ihren Verwendungszweck geeignet sind.
Bambus treibt aus dem Boden bzw. bildet an den Halmen kurze Seitentriebe. Bei neugepflanzten Hecken ist etwas Geduld erforderlich: Erst in den Folgejahren gebildete Triebe werden die versprochene Endhöhe erreichen – anders als bei Gehölzen wird die sortenabhängige Endhöhe allerdings auch nicht überschritten.
Fargesia-Hecken sind ästhetisch, wenn die Pflanzen ungeschnitten bleiben. Ein Schnitt ist möglich – doch abgeschnittene Halme wachsen nicht weiter. Ein strenger Kastenschnitt wie bei einer Buchenhecke entspricht auch nicht der Wesensart des Bambus.
In ausreichender Höhe gespannte Drähte können die Pflanzen vor dem Auseinanderfallen bei Starkregen oder unter Schneelast schützen. Alle Bambus benötigen ausreichend viel Wasser. Die exotische Anmutung von Bambus passt nicht zu allen Umgebungen und Pflanzaufgaben.
Wenn Sie sich mit der Verwendung ungiftiger immergrüner Hecken beschäftigen, aber Bambus für keine gute Alternative halten, überlegen Sie: Ist der Sichtschutz, den die Hecke bieten soll, tatsächlich auch in den Wintermonaten unerlässlich ? Oder reicht beispielsweise das lange haftende Laub der Rot-Buche (Fagus sylvatica) als winterlicher Sichtschutz aus ?
Von der gelegentlich vorgeschlagenen Verwendung von Picea abies (Fichte) und Picea omorika (Serbische Fichte) als ungiftige immergrüne und sehr blickdichte Schnitthecken raten wir ab. Zwar lassen sich Fichten bei regelmäßigem Schnitt dichttriebig und auch klein halten. Sie benötigen entsprechend ihres natürlichen Vorkommens in sommerkühlen und luftfeuchten Höhenlagen relativ hohe Niederschlagsmengen. Nach den Erfahrungen der letzten Sommer werden Fichtenhecken nur bei intensiver Bewässerung überleben.
Bild links (geschnittene) Hecke aus Phyllostachys aureosulcata - aber ohne kräftige Rhizomsperre, die regelmäßig kontrolliert und mindestens 5 cm aus dem Boden schauen sollte, geht es auf Dauer nicht | Bild rechts: Immergrüne Hecke aus der ungiftigen Omorika-Fichte (Picea omorika), die bei regelmäßigem Schnitt eine schön dichttriebige Hecke bildet - aber nichts verzeiht: Braune Stellen bleiben in der Regel braun, scharfer Rückschnitt ist nicht möglich - daher ist von diesem Gehölz als Heckenpflanze abzuraten
Stauden und Gräser können im Unterschied zu Gehölzen begrenzter einem spielerischen Nutzungsdruck standhalten. Der Umfang einer Verwendung von Gräsern und Stauden als gepflanzte Krautschicht wird immer individuell auf die jeweilige Planungsaufgabe abzustellen sein.
Bei halböffentlichen oder privaten Einrichtungen mit stärker kontrollierbarer Nutzung und ausreichender Pflege lässt sich mit Stauden – und noch stärker mit Kräutern – zusätzliches Natur- und Pflanzenerlebnis ergänzen. Dazu kann vielleicht schon eine entsprechende Bepflanzung in Kübeln oder Hochbeeten beitragen.
Auswahl Gräser und Stauden
1: Echinops ritro (Kugel-Distel, Insektenmagnet !) | 2: Calamagrostis x acutiflora 'Karl Foerster' (Garten-Sandrohr) | 3: Lamium (Taubnessel), unverwüstlich in schattigen Bereichen | 4: Alchemilla mollis (Frauenmantel): Durch Selbstaussaat dringt der Frauenmantel bis in Plattenfugen vor | 5: Geranium x marcorrhizum-Sorten (Balkan-Storchschnabel) - Bodendecker für eher trockene Standorte | 6: Aruncus (Geißbart)
Pflanzen nicht nur beschauen, sondern auch riechen und schmecken - das geht mit Kräutern, die für die Kultur in Töpfen und Kübeln gut geeignet sind | 1: Rosmarin | 2: Schnittlauch | 3: Pfefferminze | 4: Purpur-Salbei