Hydrangea macrophylla
Die Blütenform bei diesen Sorten ist tellerförmig mit nur einem äußeren Rand aus sterilen Schaublüten (Lacecap-Sorten,
zu deutsch: Spitzenhäubchen)
Erfahren Sie mehr über Wesen und Verwendung von Hydrangea macrophylla, über die Trocknung der Blütenstände und der berauschenden (?) Wirkung getrockneter Hortensienteile.
Markus Uhl
Gärtnermeister
Sortenausblick 2019: Hydrangea macrophylla ‘Dragon’ mit ursprünglich rot-grün-gefärbter Blüte, die sich im Herbst vollkommen verändert zu blassgrün-rosa-violett mit blauer Mitte (fertile Blüten)
So können luftgetrocknete 'Bälle' nach einem Dreivierteljahr aussehen (hier: Wassermethode)
Die berauschende Wirkung von Garten-Hortensien (Hydrangea macrophylla) beruht nicht nur auf der Schönheit und Attraktivität dieser Gattung ?
Seit Anfang der 2000er Jahre häufen sich vor allem auch in Norddeutschland Meldungen über den Diebstahl von Hortensien. Betroffen sind sowohl Blüten, Triebe und Blätter, die aus Garten- und Parkanlagen gestohlen werden. In getrockneter Form geraucht, sollen diese angeblich eine ähnlich berauschende Wirkung entfalten wie Haschisch oder Marihuana.
Aus medizinischer Sicht muss auch von dieser Art Drogenmissbrauch dringend abgeraten werden: Fachleute warnen vor Beklemmungszuständen und Schwindelanfällen. Unkontrollierbar ist, dass beim Rauchen der getrockneten Pflanzenteile Blausäure freigesetzt wird, die je nach Dosis starke Vergiftungssymptome hervorrufen kann.
Blausäure schädigt das zentrale Nervensystem und beeinträchtigt die Atmung. Beim sog. 'innerem Ersticken' in Folge einer Blausäurevergiftung kann zwar noch geatmet werden, der Körper kann den in der Atemluft enthaltenen Sauerstoff jedoch nicht verarbeiten, da die Sauerstoff-Bindungsstelle in der Atmungskette blockiert wird. Eine Blausäure-Vergiftung kann u.a. am Bittermandel-Geruch der ausgeatmeten Luft erkannt werden, auch eine hellrote Verfärbung der Haut kann als typisches Anzeichen einer Zyanid-Vergiftung auftreten. Die Wirkung der Blausäure auf die Nervenzellen scheint zugleich für die halluzinogene Wirkung verantwortlich zu sein. Wenn regelmäßige Konsumenten die Dosis wie bei vielen anderen Drogen immer weiter erhöhen, steigt daher proportional auch die Gesundheitsgefahr.
Und nun auch das noch: Das Vergiftungsrisiko durch inneres Ersticken ‚lohnt' sich nicht ! Hierzulande anzutreffende Hortensien-Arten enthalten nach Angaben der Giftinformationszentrale Nord (GIZ Nord) gar keine psychoaktiven Bestandteile und ruft nach dortiger Einschätzung auch keine psychotropen Wirkungen hervor.
Hier geht es zur Stellungnahme des Giftinformationszentrums Nord (GIZ Nord)
Um die Sache abzuschließen, geben wir an mit der Frage von Nutzer norbi22 auf dem gutefrage.net-Portal
'Habt Ihr Erfahrungen damit gemacht ???
Ich frage aus reinem Interesse ;-)'
Nutzer donBingo23 antwortet:
'Es ist zwar möglich die Dinger zu rauchen, das hat in etwa den selben Effekt wie an Bormanns gebrauchter Blausäure-Kapsel zu nuckeln (die Dinger setzen die nämlich frei) deine Freunde lachen sich tot und du fühlst dich cool.
Und dann stirbst du.'
Tellerförmige Blüte bei H. macrophylla 'Kardinal‘ - die fertilen Blüten in der Mitte sind noch 'zu'
Höhe: bis 1,50 m (hierzulande)
Wuchsform: kompakter, kuppelförmiger Wuchs
Blütenform: je nach Anordnung der fertilen (fruchtbaren) Blüten und der sterilen Schaublüten wird zwischen ballförmigen oder tellerförmigen Blüten mit nur einem äußeren Rand aus Schaublüten (Lacecap-Sorten/ zu deutsch: Spitzenhäubchen)
Im Inneren der endständigen ballförmigen Rispen befinden sich kleine, fruchtbare Blüten. Bei den 'Tellerhortensien' ist nur der Rand ist besetzt mit den typischen und sehr dekorativen, aber sterilen ‚Showblüten’, während bei den 'Ballhortensien' die Rispen über und über mit den unfruchtbaren Schaublüten besetzt sind. Aus diesem Grund sind die Ballformen für Bienen und andere Insekten nur wenig interessant. Alle Hydrangea-macrophylla-Formen blühen von Natur aus mehr oder weniger rosa. Um eine hell-enzianblaue Blütenfarbe zu erzielen, ist ein bestimmter pH-Wert des Bodens erforderlich.
Nähere Informationen zur Blaufärbung bei H. macrophylla und H. serrata finden Sie hier *Klick*
Hauptblütezeit: im Juli, Blüte am vorjährigen (alten) Holz, einige Sorten blühen auch am neuen Holz
Standort: Sonnig bis halbschattig; geschützt; bevorzugt wird ein humoser, nahrhafter, gleichmäßig feuchter Boden, jedoch nicht staunass; Bodenmilieu sauer bis neutral, kalkmeidend. Zu gut gedüngte, zu stickstoffreiche Böden gefährden die Verfolgung und damit die Ausreifung der Blütentriebe, die Voraussetzung für eine ausreichende Frosthärte ist.
Nach der langen Blütezeit verfärben sich viele Sorten spektakulär und in teils wild-romantisch-morbiden Farbverläufen (Deko in der Floristik) bis hin zu hellbraunen Blütenständen, die einen nicht zu unterschätzenden Winteraspekt im winterlichen Garten darstellen und erst im Frühjahr entfernt werden sollten.
Herbstverfärbung einer blauen Blüte
Verwendung: Bauern-Hortensien lassen sich in sonnigen bis halbschattigen Bereichen als Solitärs oder Gruppengehölze, freiwachsende Blütenstrauchhecke oder auch sehr schön als halbhohe Einfassungshecke für Wege und Terrassenflächen verwenden.
An sonnigen Standorten lassen sich diese Hortensien je nach Blütenfarbe mit dem großen und vielfältigem Phlox-Sortiment (v.a. mit Phlox-Paniculata-Hybriden), mit einigen Funkien-Sorten (Hosta), Taglilien (Hemerocallis), Pracht-Storchschnabel (Geranium magnificum ‚Rosemoor’) oder Frauenmantel kombinieren (Alchemilla – A. epipsila wird im Unterschied zu A. mollis nicht durch Versamung lästig).
Abseits der naheliegenden Bauerngarten-Assoziationen lassen sich die Hortensien aber auch zu einem asiatisch angehauchten Gartenflair kombinieren - wenn Umgebung bzw. Hintergrund 'plausibel' oder hinreichend neutral sind: Bambus, japanische Azaleen, Farne und Gräser können dann Kulisse und Begleiter für die Blüten-Glanzpunkte bieten. Dabei wird auf einen bunten Blütenmix verzichtet, sondern beispielweise auf weiß blühende Sorten zurückgegriffen, die z.B. flach mit einem Teppich aus Waldsteinien oder der Schaublüte (Tiarella) unterpflanzt werden.
Es gibt unterschiedliche Methoden, die Blütenstände durch Trocknungsvorgang haltbar zu machen.
Das Trocknen der Blütenbälle geschieht hier auf sanfte Art: Die Bälle werden am Stiel zunächst in ein wenig Wasser gestellt. Nachdem das Wasser verbraucht ist, trocknen die Blütenblätter allmählich ein. Die ursprünglichen Farben verblassen und die Blütenblätter werden bei dieser Methode brüchig.
Die Blütenblätter sind bei dieser Methode sehr viel weniger brüchig, sondern werden eher geschmeidig. Dazu wird eine Wasser-Glyzerin-Mischung im Verhältnis 1:2 angesetzt und die Stiele wie bei der Wassermethode eingestellt. Das Haltbarmachen mit einer Wasser-Glycerin-Mischung 1:2 hat bei eigenen Versuchen nicht bei allen Blüten geklappt.
Blütenbälle können auch kopfüber an einer Schnur an einem trockenen Ort getrocknet werden, die Blütenblätter sind danach allerdings ähnlich brüchig wie bei der Wassermethode.
Eine weitere Methode ist die Verwendung eines Kiesel-Gels, bekannt als Silicagel, dass in kleinen weißen Tütchen Warensendungen zur Trockenhaltung beigefügt wird. Die Blüten werden in luftdicht verschließbare Behälter gelegt und allseitig mit dem Gel bedeckt und der Behälter verschlossen. Nach einigen Tagen ist die Blüte konserviert. Das Gel ist mehrfach verwendbar. Preisgünstiger als das Gel ist Katzenstreu auf Silicagel-Basis
Ballförmige Blüte bei H. macrophylla 'Leuchtfeuer', fertile Blüten nicht sichtbar
Hydrangea macrophylla 'Blaumeise' (Tellerhortensie)
Hydrangea macrophylla 'Kardinal' (Tellerhortensie)
Hydrangea macrophylla 'Dark Angel Red' (Tellerhortensie)
Hydrangea macrophylla 'Frisbee White‘ (Tellerhortensie)
Hydrangea macrophylla 'Mistral' (Tellerhortensie)
Hydrangea macrophylla 'Charm' (Tellerhortensie)